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Der Marmorkarpfen Gastfisch aus dem fernen China
Verkehrte Welt im Baggersee! Diesen Eindruck hatte ich, als ich den Schwarm silbrig glänzender Fischleiber das erste Mal gegen die Wasseroberfläche sah.
Was mich irritierte, war, dass die 30 bis 50 cm langen Fische anscheinend alle mit der Bauchseite nach oben schwammen. Oder hatte ich doch den Anflug eines Tiefenrausches – in einem See mit nur 6
Metern Wassertiefe - einer Tiefe, die nicht einmal ausreichen würde, um als Pflichttauchgang für die Erlangung eines Tauchscheines gewertet zu werden? Erst nach Studium der einschlägigen
Literatur konnte ich das Rätsel lösen: Ich hatte einen Schwarm “Marmorkarpfen” – auch “Gefleckter Silberkarpfen” genannt, entdeckt
Zu erkennen ist der Marmorkarpfen an den nach unseren europäischen Maßstäben viel zu tief liegenden Augen. Dies ist auch das hauptsächliche Unterscheidungsmerkmal zu dem im Mittel- und Osteuropa inzwischen weit
verbreiteten “Silberkarpfen” oder “Tolstolop”, der ebenfalls den etwas hochrückigen, jedoch gestreckten und mit kleinen Schuppen versehenen Körper aufweist.
Wer diese “Zugereisten” bestimmen will, muss berücksichtigen, dass zusätzlich in unseren Gewässern noch die in der ehemaligen Sowjetunion gezüchteten Bastarde aus den beiden Silberkarpfenarten vorkommen.
Das ursprüngliche Vorkommen der Marmorkarpfen beschränkte sich auf die tiefen Fließgewässer und Seen in Südchina. Inzwischen sind diese auch als “Breitkopf” oder
“Großköpfiger Karpfen” bezeichneten Fische in Mittel- und Osteuropa eingeführt.
Als Ernährung dienen den in unseren Gewässern ausgesetzten Marmorkarpfen hauptsächlich das Zooplankton (Rudertierchen etc.), Insekten, Larven und ab
und zu auch einmal ein Kleinfisch. Marmorkarpfen sind übrigens die einzige Fischart, die sich sowohl mit Zooplankton als auch mit pflanzlichem Plankton ernähren kann.Steigt die Wassertemperatur über
19°C an, wird die Nahrung auf pflanzliches Plankton umgestellt. Das Ablaichen erfolgt nur in den Sommermonaten in anhaltend 25°C warmem Wasser.
Bereits nach 24 bis 36 Stunden sind die Larven schwimmfähig. Da diese Voraussetzung in unseren Gewässern nur in Ausnahmefällen gegeben ist, ist eine natürliche Vermehrung bei uns nahezu ausgeschlossen. Auch die maximale Größe von über 1,5
Metern wird in unseren heimischen Gewässern wohl nicht erreicht – Fänge von ca. 1 Meter Länge sind jedoch bekannt.
Durch Besatz ist die Anzahl der Marmorkarpfen bei uns in letzter Zeit
ansteigend, da in der Teichwirtschaft der regulierende Verzehr der in den Sommermonaten zahlreich vorhandenen, wasserfärbenden Blaualgen sowie Sichelalgen durch den Marmorkarpfen sehr gewünscht ist.
Als Taucher trifft man ihn deshalb zwar noch nicht immer – aber immer öfter.
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